Ghosting: Warum du es vermeiden solltest
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Du fühlst dich mies, spürst diesen Kloß in deinem Hals.
Du hast dich auf einen Job beworben, aber jetzt willst du nur noch raus da.
Du weißt, dass du absagen musst.
Etwas hat sich verändert.
Du hast einen neuen Job gefunden, der besser zu dir passt.
Oder du hast Dinge über das Unternehmen erfahren, die es dir unmöglich machen, auch nur einen Tag dort zu sein:
- Dass dein Chef cholerisch ist.
- Dass Überstunden zur Tagesordnung gehören.
- Dass Büropflicht besteht, fünf Tage die Woche, ohne Ausnahme.
Es fühlt sich an, als müsstest du mit deinem Ex-Arbeitgeber Schluss machen.
Also verschwindest du leise, still und heimlich wie ein Geist.
Tu das nicht!
Bei uns erfährst du, warum Ghosting eine schlechte Idee ist und wie du einen Abgang hinlegst, der dir nicht schadet, sondern sogar nützt.
Darum ist Ghosting so katastrophal
Jeder kennt Ghosting im Dating: Dein Crush scheint plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Sein Profilbild bei WhatsApp kannst du auch nicht mehr sehen.
Ratlos und mit dem Kopf voller Fragen bleibst du zurück:
- Was habe ich falsch gemacht?
- Ist ihm/ihr etwas Schlimmes passiert?
- Gibt es eine/n Andere/n?
Unser Gehirn wird mit vielem fertig.
Was ihm aber richtig krasse Schwierigkeiten bereitet, ist, wenn es keine Erklärungen für menschliches Verhalten findet.
Das Phänomen nennt sich kognitive Dissonanz: Dein Kopf kann widersprüchliche Verhaltensweisen nicht in Einklang bringen.
Besonders belastend ist das, wenn vor dem eigentlichen Verschwinden scheinbar alles gut lief: Ihr hattet schöne Dates, dein Schwarm hat sich regelmäßig gemeldet – und plötzlich kommt da ein Bruch, der für dich keinen Sinn ergibt.
Falls du auf der anderen Seite der Gleichung stehst und selbst ghostest oder überlegst, zu ghosten, dann lass das bitte unbedingt bleiben.
Ghosting hat nämlich schlimme Folgen für dein Gegenüber, nicht nur im Liebesleben, sondern auch im Job.
Dabei gibt es eine Faustregel: Je später du ein Unternehmen im Bewerbungsprozess ghostest, desto schwieriger wird es für das Unternehmen sein, so spontan eine Notlösung zu finden.
Nicht auf eine E-Mail-Einladung zu einem Bewerbungsgespräch zu reagieren, ist uncool.
Aber einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben und dann einfach nicht auf Arbeit aufzutauchen, ist verheerend.
Warum?
Weil der Arbeitgeber bis zu diesem Zeitpunkt schon jede Menge Ressourcen in dich investiert hat: Zeit für Gespräche, die Einrichtung deines Arbeitsplatzes, die Planung für dein Onboarding und nicht zuletzt natürlich die Vorfreude darauf, dass du mit anpacken wirst.
Trotzdem ist eine späte Absage immer noch besser als zu ghosten. Ganz nach dem Motto: Besser spät als nie.
Lass uns nun die Folgen für Ghosting im Detail anschauen.
Schäden am eigenen Ruf
Die Arbeitswelt ist klein.
Unternehmer sprechen miteinander, Personaler natürlich auch – auf Messen, beim Mittagessen und über Online-Plattformen wie LinkedIn.
Nicht selten kommt es dabei vor, dass in vertraulichen Gesprächen vor bestimmten Bewerbern gewarnt wird – besonders dann, wenn dieselbe Person regelmäßig in einer bestimmten Branche ghostet.
Falls du also eines Tages ausbleibende Reaktionen auf Bewerbungen oder dir unerklärliche Absagen erhalten solltest, könnte es daran liegen, dass du deinem Ruf durch Ghosting geschadet hast.
Besonders schlimm: Das Ausmaß des Schadens kannst du nicht abschätzen, weil du nie erfahren wirst, wie weit dir dein schlechter Ruf bereits vorauseilt.
Ein schlechtes Gewissen
Die meisten Menschen haben einen inneren Kompass, der ihnen im Alltag dabei hilft, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.
Unser Gewissen meldet sich immer dann besonders laut, wenn wir eigentlich wissen, dass ein Verhalten für uns nicht in Ordnung ist, wir es aber trotzdem tun.
Beispiele gibt’s zur Genüge:
- Trinken und rauchen
- Junk Food essen
- Nicht zum Sport gehen
Beim Ghosting geht es vielen ähnlich: Erstmal ist da eine Erleichterung, klar. Man hat sich durchs unvermittelte Abtauchen vor schwierigen Gesprächen gedrückt.
Enttäuschte Gesichter, unangenehme Nachfragen und Unverständnis: All dem musst du dich nicht aussetzen, wenn du ghostest.
Aber du zahlst einen hohen Preis für diese kurzfristige Erleichterung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du bereust, was du getan hast, für Stunden, Tage oder sogar Wochen.
Ist es das wert?
Und steht es im Verhältnis zu der unangenehmen Situation, der du dich im Falle einer Absage aussetzt?
Die Antwort lautet aus unserer Sicht ganz klar: nein.
Zwischenmenschliche Folgen
Du denkst vielleicht, dass Ghosting nur im Dating wirklich schlimm ist. Schließlich geht es da um Gefühle, der potenzielle Partner macht sich Hoffnungen, die enttäuscht werden.
In der Arbeitswelt hingegen bist du ja bloß ein Bewerber unter vielen. Wenn du einfach so verschwindest, wird das sachlich zur Kenntnis genommen. Das Unternehmen sucht dann weiter nach geeigneten Kandidaten und vergisst dich. Business as usual, kein großes Ding.
So einfach ist es leider nicht.
Insbesondere bei kleinen Unternehmen wie Start-ups sitzt der Schmerz tief, wenn sie geghostet werden. Schließlich sucht eine Firma Arbeitskräfte, weil sie diese dringend benötigen.
Das hängt mit drei Faktoren zusammen:
- Fachkräftemangel: Deutschland hat zu wenig Fachkräfte, entsprechend hoch ist die Nachfrage.
- Hohe Kosten: Firmen müssen sehr planvoll und effizient wirtschaften, um auf dem Markt bestehen zu können.
- Ansprüche der Mitarbeiter: Mitarbeiter wollen ein gutes Gehalt und zugleich Benefits wie Remote, Event-Besuche, Mentoring usw. Dazu erwarten sie, dass Unternehmen ethisch wirtschaften.
Worauf wir hinauswollen: Firmenchefs und deren Mitarbeiter müssen viel leisten, um gute Leute an Bord zu holen.
Wir wollen daher, dass du verstehst, dass du Menschen ghostest – und keine gesichtslosen, anonymen Unternehmen.
Deshalb erfährst du jetzt, wie du dich klüger in solchen Situationen verhältst.
No-Go Ghosting: So machst du es besser
Die folgenden Tipps werden dir dabei helfen, souverän zu bleiben und verbrannte Erde zu vermeiden.
Das persönliche Gespräch suchen
Bitte um ein persönliches Gespräch mit den Verantwortlichen. Das zeigt deine Wertschätzung für die Zeit und Mühen anderer. Wenn dir das z. B. aus Zeitgründen nicht möglich ist, dann rufe zumindest an, um abzusagen. Wenn es gar nicht anders geht, schreibe eine Mail, was jedoch der unpersönlichste Weg ist. Aber der ist immer noch besser, als zu ghosten.
Frühzeitig absagen
Private und berufliche Umstände können sich ändern, das ist total menschlich. Aber sei so fair und informiere deinen potenziellen Arbeitgeber darüber. Schieb es nicht auf die lange Bank, dadurch klaust du den Headhuntern und Personalern wertvolle Zeit, die sie nutzen könnten, um weiter nach passenden Kandidaten zu suchen.
Nutze Vorlagen
Du musst das Rad bzw. eine Absage nicht neu erfinden. Für den Fall, dass du deine Bewerbung zurückziehen willst, gibt es hilfreiche Leitfäden und E-Mail-Vorlagen. Wir empfehlen hierfür die Artikel und Vorlagen von Karrierebibel und Workwise.
Stelle dich den Fragen und Gefühlen
Es ist gut möglich, dass es Rückfragen zu deiner Absage geben wird.
Du bist natürlich nicht verpflichtet, diese zu beantworten, aber wir empfehlen dir, das ehrlich zu tun. Dabei kannst du ja allgemein bleiben, musst zum Beispiel nicht den Namen der Firma verraten, bei der du stattdessen anfängst. Sage beispielsweise:
»Eine neue Möglichkeit hat sich für mich ergeben, die besser zu meinen Wünschen passt.«
Aufgeschlossene Unternehmen werden dich außerdem fragen, was sie selbst im Bewerbungsprozess besser machen können bzw. welche Fehler sie gemacht haben. Hier ist dein Feedback extrem wertvoll, weil die Verantwortlichen daraus lernen und ihre Erfolgschancen bei der Mitarbeitergewinnung steigern können.
Plötzliche Absagen können beim Gegenüber Gefühle wie Enttäuschung oder Ärger auslösen. Das auszuhalten ist zwar unangenehm, aber total wichtig zu lernen. Du wirst im Leben immer mal wieder Konflikte haben. Jedes Mal vor ihnen wegzulaufen, wird es dir unmöglich machen, tiefe und erfüllende Beziehungen zu leben. Betrachte solche Situationen also als Übung, an der du menschlich wächst und dich weiterentwickelst.
Bedanke dich
Und zwar für die Chance, die das Unternehmen dir gegeben hat. Diese Wertschätzung wird dich besonders professionell wirken lassen. Ein ehrliches, aufrichtiges Danke bringt dir Respekt ein und man wird dich trotz deiner Absage in guter Erinnerung behalten.
Und wenn ich mich nicht traue?
Seien wir ehrlich: Die Menschen ghosten, weil sie mit einer sozialen Situation überfordert sind.
Überforderung ist nichts, wofür man sich schämen muss. Niemand setzt sich gern unangenehmen Situationen aus. Dann ist es immer eine gute Idee, sich Hilfe zu holen:
Lasse dich coachen
Den Umgang mit eigenen Ängsten und Unsicherheiten kann man lernen. Es gibt zahlreiche Coaches und Psychologen, die sich gut damit auskennen und dir helfen können, sozial umgänglicher zu werden. Diese Arbeit lohnt sich, und zwar für all deine Beziehungen zu deinen Mitmenschen.
Bitte einen Freund um Hilfe
Du hast schon zig Mal versucht, zum Handy zu greifen und diesen Absage-Anruf zu machen. Aber du packst es einfach nicht, dir dreht sich dabei der Magen um und du bekommst Schweißausbrüche.
Wenn du so heftig reagierst, musst du dich nicht quälen. Vielleicht ist auch etwas in der Kommunikation mit dem Unternehmen vorgefallen, was überhaupt nicht ging: Diskriminierung zum Beispiel, oder einfach nur verdammt unfreundliches Verhalten. Womöglich hat sich auch herausgestellt, dass dein künftiger Job überhaupt nicht so sein würde, wie er in der Stellenanzeige beschrieben wurde.
Bitte in diesem Fall einen Freund, für dich abzusagen. Das entlastet dich und das Unternehmen wird dennoch rechtzeitig informiert. Du kannst einen Freund auch zur Unterstützung dabei haben, wenn du anrufst. Dann hast du eine Vertrauensperson in deiner Nähe, mit der du dich direkt nach dem Gespräch austauschen kannst.
Ein professioneller Umgang ist ein Türöffner
Ghosting zu vermeiden und stattdessen ehrlich und respektvoll zu kommunizieren, hat zahlreiche positive Auswirkungen auf deine Zukunft.
Es kann zum Beispiel passieren, dass ein Unternehmen dich weiterempfiehlt, obwohl du dort abgesagt hast. Der Grund liegt in deinem souveränen Umgang mit einer schwierigen sozialen Situation, die du gemeistert hast. Solche Soft Skills werden in der Wirtschaft dringend gebraucht und werden geschätzt.
Das wohl wichtigste Argument gegen Ghosting aber ist, dass du dir selbst Steine in den Weg legst, wenn du ghostest. Gehe stattdessen fair mit den Unternehmen um, bei denen du dich bewirbst. Dann stehen dir die Wege offen, die du gehen möchtest.
Die Overall-Message lautet also: Trau dich! Gehe in das Gespräch, statt zu ghosten.
Dann wirst du nämlich die Erfahrung machen, dass die meisten Situationen gar nicht so schlimm werden, wie du sie dir in Gedanken ausmalst. Oftmals haben deine Mitmenschen sogar Verständnis, wenn du ihnen die Situation erklärst.
Und selbst wenn nicht: Du kannst dir sagen, dass du das richtige getan hast und stolz auf dich sein. In jedem Fall stärkst du dein Selbstvertrauen jedes Mal, wenn du nicht ghostest, sondern deine Komfortzone verlässt.
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Apropos Job: Kennst du schon unsere Artikel zum Thema? Lies gleich mal rein!
Wir wünschen dir alles Gute für deine berufliche Zukunft! 🙂
Ahoi und bis bald,
Dein Staytoo-Team