
ChatGPT im Studium: Vorsicht beim Urheberrecht!
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Es ist das Thema in den Hörsälen und darüber hinaus: ChatGPT, ein vom US-Unternehmen OpenAi entwickelter Chatbot, der u. a. in Sekundenschnelle Texte generiert. Zurzeit (Stand Februar 2023) ist die künstliche Intelligenz kostenlos nutzbar – und die Versuchung entsprechend groß, sich auch Texte fürs Studium schreiben zu lassen. Warum du davon die Finger lassen solltest und für welche sinnvollen Zwecke ChatGPT sich eignet, verraten wir dir in diesem Artikel.
Darum solltest du beim Einsatz von ChatGPT in Lehre und Forschung vorsichtig sein
Bei jeder schriftlichen Arbeit, die du im Rahmen des Studiums abgibst, bestätigst du, dass diese Arbeit eine Eigenleistung von dir darstellt. Oder anders ausgedrückt: Du sicherst der Universität/Fachhochschule zu, dass es sich um eine von dir erbrachte Forschungsleistung, einen von dir geschriebenen Text und nicht etwa um ein Plagiat handelt.
Die Wahrscheinlichkeit ist bei der Verwendung von ChatGPT aber gegeben, dass im Falle einer Einreichung deines Textes Urheberrechtsverletzungen entstehen, die dir nicht einmal auffallen.
ChatGPT erstellt Texte auf Grundlage existierender Texte
ChatGPT hat einen gigantischen Fundus bestehender Texte und daran laut den Entwicklern gelernt, wie natürliche Sprache funktioniert. Trotzdem bleiben von Menschen geschriebene, bereits existierende Texte die Grundlage, aus der sich ChatGPT bedient. Denn ChatGPT ist ein KI-Modell und strenggenommen keine kreative künstliche Intelligenz.
Dr. Max Greger, Fachanwalt für IT-Recht, schreibt zur Frage nach dem Urheberrecht der vermeintlich künstlichen Intelligenz auf seiner Website dazu:
Jedoch ist es auch so, dass ChatGPT die Texte nicht immer völlig generisch erschafft. Die KI ist ja nicht im wahrsten Sinne intelligent, sondern gibt die Antworten anhand vorher gesichteter Dokumente wieder.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die KI entweder vorhandene Textstrukturen wiedergibt oder Auszüge aus Texten, die nur leicht abgewandelt sind. In beiden fällen läge eine Vervielfältigung nach § 16 UrhG vor. Wenn du dann diese ausgegebenen Texte wiederum auf deine Website packst, hochlädst, stellt das zusätzlich ein öffentliches Zugänglichmachen nach § 19a UrhG dar.
ChatGPT-Texte gehören der Firma OpenAI
Problem Nr. 2: Auf die Frage, wo die Urheberrechte eines Textes von ChatGPT liegen, antwortet der Bot selbst:

Selbst wenn es dir also gelingen sollte, einen ChatGPT-Text erstellen zu lassen, der den inzwischen sehr gründlichen Plagscan-Softwares da draußen standhält, begehst du eine Urheberrechtsverletzung. Als weitere Warnung sei gesagt, dass bereits eine leistungsstarke KI-Texterkennungssoftware für Schulen und andere Bildungseinrichtungen wie Universitäten existiert, die sogar von den ChatGPT-Erfindern selbst entwickelt wurde. Sie heißt „AI Text Classifier“, wird schon genutzt und fortlaufend weiterentwickelt.
Weitere Probleme beim Einsatz von ChatGPT in Schulen, Fachhochschulen und Universitäten
Das Urheberrecht ist nur eine Tücke bei der Nutzung von ChatGPT im Studium. Hier sind weitere Fallstricke, falls du mit dem Gedanken spielst, dir Texte von der KI schreiben zu lassen.
Veralteter Wissensstand
Laut den Entwicklern befindet sich ChatGPT auf einem Wissenstand von Ende 2021. Entwicklungen, die 2022 stattgefunden haben, kennt der Chatbot also nicht. ChatGPT kann dir demnach nicht sagen, welche Entwicklungen sich in Gesellschaft und Forschung im letzten Jahr ergeben haben, was insbesondere bei Texten, die sich auf aktuelle Ereignisse beziehen, nicht weiterhilft.

Falsche Informationen
Nicht nur der Wissensstand von 2021 ist ein Problem. In mehreren Experimenten hat ChatGPT unsinnige oder sogar falsche Antworten auf Fachfragen ausgespuckt. Von fehlerhaften Gleichungen in der Mathematik hin zu inhaltlich falschen Sachinformationen gab es mehrere solcher Phänomene, die im Netz dokumentiert sind. Das Problem: Wenn du dich bei der Beantwortung der Fragen auf ChatGPT verlässt, wie willst du dann richtige von falschen Informationen unterscheiden?
Dafür kannst du ChatGPT in Lehre und Forschung sinnvoll nutzen
Ist ChatGPT aufgrund der genannten Probleme gänzlich ungeeignet für das Studium? Nein! Es gibt absolut sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für ChatGPT. Da es sich jedoch um eine neue Technologie mit bislang ungeklärten rechtlichen Fragen handelt, weisen wir darauf hin, dass die Nutzung von ChatGTP für dein Studium immer auf eigenes Risiko geschieht. Kommen wir nun zu den sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten!
Für die Recherche: ChatGPT ist ein guter Helfer, wenn du spannende Aspekte und relevante Informationen für ein Thema finden möchtest. Das Tool erkennt Sinnzusammenhänge und Cluster, die zu einem Themenkomplex gehören. Auf dieser Grundlage kannst du auch spannende Forschungsfragen von ChatGPT ausspucken lassen, indem du den Befehl „Finde Forschungsfragen zum Thema …“ oder „Nenne mir Forschungsgebiete zu …“ eingibst.

Für Textentwürfe: Wenn du ChatGPT dafür nutzt, um Textentwürfe zu generieren, kann dir das helfen, Inspiration für die Struktur deiner eigenen Texte zu finden. Ganz wichtig ist jedoch, dass du deine Texte selbst schreibst und nicht einfach nur die ChatGPT-Entwürfe abänderst. Sonst läufst du weiterhin Gefahr, zu plagiieren. Das gilt natürlich auch, wenn du in einem anderen Fachbereich wie Informatik ChatGPT für die Erstellung von Codes benutzt.
Fürs Korrektorat und Lektorat: ChatGPT erkennt grammatikalische und stilistische Fehler in bestehenden Texten. Gib hierfür den Befehl „Überprüfe diesen Text auf Rechtschreib- und Grammatikfehler:“ ein, kopiere den Text in das Eingabefeld und lasse ChatGPT dann diese Fehler für dich finden. ChatGPT ist übrigens auch in der Lage, mit dem Befehl „Finde Synonyme für …“ Synonyme für Begriffe in deinen Texten zu finden. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn du in deinen Texten nicht immer „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ o. Ä. schreiben willst.
Fürs Lernen: Mit ChatGPT kannst du dir ein eigenes Quiz erstellen und so deine individuelle Prüfung schaffen. Gib hierfür den Befehl „Erstelle mir ein Quiz zum Thema …“ und prüfe dich selbst!

Mehr Infos über Chancen und Risiken von ChatGPT im Studium
Der Erfolg von ChatGPT kam überraschend, entsprechend müssen Schulen, Hochschulen und Universitäten den Umgang mit ChatGPT erst noch lernen. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bildungseinrichtungen AI-Erkennungstools wie der „AI Text Classifier“ von OpenAI intensiv nutzen werden, um AI-generierte Texte zu erkennen.
Nach einem Verbot von ChatGPT an Schulen und Hochschulen sieht es zunächst jedoch nicht aus. Inzwischen existiert eine Vielzahl von Medienberichten, in denen auch Lehrer, Dozenten, Rektoren etc. zu Wort kommen. Der Ton ist dabei durchgehend ähnlich: Ein Verbot der Technologie für die Hochschullehre sei nicht sinnvoll bzw. nahezu unmöglich umsetzbar. Viel wichtiger sei es, Schülern und Studenten den Sinn eigener Arbeit am Stoff nahezubringen.
Mal ehrlich: Ein Studium machst du doch für dich selbst, um Qualifikationen zu erwerben. Wenn du also lernst, fleißig bist und ChatGPT als Unterstützung dafür nutzt, hast du damit ein Tool an der Hand, das dir beim Studieren helfen wird. Wir wünschen dir viel Erfolg dabei!
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Unser Artikel zur künstlichen Intelligenz ChatGPT hat dir gefallen? Im Staytoo-Blog findest du weitere hilfreiche Beiträge rund ums Studium und das Leben am Campus. Hier findest du übrigens einen spannenden Fernsehbeitrag zum Thema, der uns zu diesem Artikel inspiriert hat.
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